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GRAB- UND DENKMALPFLEGE SEIT 2019
Der Autor dieser Seite erachtet es als wichtig, dass die ab 1870 errichteten Denkmäler und angelegten Gräber nicht einfach sich selbst überlassen und dem Verfall preisgegeben werden, auch wenn gerade die Botschaften der Denkmäler heutigen Maßstäben sicher nicht mehr gerecht werden. Der Abbruch oder das Verfallenlassen und damit letzlich das Vergessen sind keine guten Lösungen! Das Erhalten und die Diskussion über die Hinterlassenschaften hingegen öffnen einen Weg, sich mit dem damaligen Denken auseinanderzusetzen und Lehren daraus zu ziehen. Beachtenswerte Worte hierzu hat Karin Prien, schleswig-holsteinische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur, gefunden – allerdings in Bezug auf die Erinnerungskultur betreffend die NS-Zeit. In einem Geleitwort schreibt sie (1): »Wir brauchen nach wie vor und immer wieder eine Erinnerungskultur an authentischen Orten, an Orten, die Brücken bauen zwischen den Generationen, zwischen Opfern und Tätern, zwischen Zeitzeugen und Nachkommen. Sie sind kulturelles Gedächtnis und Lernorte für die Gegenwart in einem. Wir brauchen Gedenkstätten, die gesellschaftliche Diskurse aufnehmen, sich in aktuelle Debatten einbringen und sich jeder Umdeutung widersetzen. Wir brauchen eine Erinnerungskultur, die nicht allein in die Vergangenheit schaut, sondern auch immer in die Gegenwart.« Diese Aussage lässt sich auch auf den Umgang mit Relikten aus der Zeit der Einigungskriege sinngemäß übertragen. Wer in den vergangenen Jahrzehnten beobachtet hat, wie der »Zahn der Zeit« an Denkmälern und Gräbern der Kämpfe um die »Spicherer Höhen« genagt hat, wird sich sicher darüber freuen, wenn er erfährt, dass sich hier in den letzten Jahren viel Positives getan hat - wohl nicht zuletzt auch im Hinblick auf den 150. Jahrestag der Kämpfe im August 2020. So wurden auf französischer Seite in den Jahren 2019 und 2021 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen im Bereich vom »Roten Berg« durchgeführt - mit tatkräftiger Unterstützung durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. und eine von diesem beauftragte Gruppe von Feuerwehrsenioren aus dem Landkreis Biberach, die sich ehrenamtlich um die Renovierung der Denkmäler des Grenadier-Regiments Nr. 12, des Infanterie-Regiments Nr. 48, des Infanterie-Regiments No. 74 und der Gedenkstätte für General von François kümmerten: Die Denkmäler wurden vom Moos befreit, die Fundamente ausgebessert und die Metallzäune entrostet und wieder neu gestrichen. Im Zuge der Arbeiten erhielt das Denkmal des Grenadier-Regiments Nr. 12 auch wieder eine - im Vergleich zur ursprünglichen aber sehr unscheinbare - Krone (oben) und die Zuwegung wurde erneuert. Desweiteren wurden zwei Sitzbänke für Besucher in der Nähe der Denkmäler aufgestellt - links die Bank am Denkmal des Grenadier-Regiments Nr. 12. Zeitgleich legte im August 2021 eine Abordnung der in Müllheim (Baden-Württemberg) stationierten Deutsch-Französischen Brigade einen Weg vom Friedhof »Roter Berg« auf das Plateau an, sodass es auch fußläufig vergleichsweise bequem möglich ist, vom Friedhof zum Plateau und umgekehrt zu gelangen (rechts). Im Rahmen der Tourismusentwicklung hat die Communauté d'agglomération de Forbach Porte de France (2) einen Gedenkweg (3) über das ehemalige Schlachtfeld ausarbeiten lassen, der am 20. Mai 2022 offiziell eingeweiht wurde. Auf rund 20 Informationstafeln werden nun an markanten Stellen detaillierte Informationen zu diesen Stellen bzw. zu den Ereignissen in französischer und deutscher Sprache bereitgestellt - links die Tafel am Denkmal für General von François. Darüber hinaus erweist sich eine parallel dazu veröffentlichte, interaktive und dreisprachige Smartphone-App (4) als sehr hilfreich bei der eigenständigen Erkundung des ehemaligen Schlachtfelds und bietet zusätzlich viele Hintergrundinformationen. Aber auch auf der deutschen Seite hat sich seit Ende 2021 Einiges getan. Hier kümmert sich mittlerweile Dominik Sand ehrenamtlich und im Einvernehmen mit dem Amt für Stadtgrün und Friedhöfe der Stadt Saarbrücken, dem Landesdenkmalamt sowie dem Evangelischen Stift St. Arnual um die Gräber in Streulage, die sich teilweise in einem nicht sonderlich würdigen Zustand befunden hatten (5). Die Reinigung von Grabsteinen und Grabkreuzen, die Wiederherstellung der ursprünglichen Einfassungen aus Bruchsteinen, der regelmäßige Rückschnitt von Bewuchs auf und an den Gräbern sowie eine jahreszeitlich angepasste Neubepflanzung haben dazu geführt, dass sich alle noch vorhandenen Grabanlagen zwischenzeitlich wieder in einem tadellosen Zustand befinden. Besonders zu erwähnen ist das Grab ohne Kreuz an der früheren Straße nach Stiring im Deutschmühlental - hier fehlt mittlerweile auch der bislang noch erhaltene Sockel, der vermutlich von einem der hier verkehrenden Baustellenfahrzeuge weggedrückt und anschließend weggeräumt wurde. Dominik Sand hat für dieses Grab ein Holzkreuz mit der nachfolgenden Beschriftung anfertigen lassen: »Hier ruhen Deutsche Soldaten, gefallen am 6. August 1870« Mit dem am 14.02.2022 neu gesetzten Kreuz und der restaurierten Einfassung lässt sich nun wieder erkennen, dass sich hier ein Grab befindet. Wer die Arbeit von Dominik Sand unterstützen möchte, kann über diesen LINK mit ihm Kontakt aufnehmen. |
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1) Geleitwort zur Broschüre: Gedenkstätten und Erinnerungsorte, zur Geschichte des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten (Hrsg.), Rendsburg 2020, S. 9 |
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